Technik21.07.2021

Historische Fahrzeuge sind gut gepflegt: GTÜ stellt Oldtimerstatistik vor

  • 15 Jahre GTÜ-Classic
  • Mängelquote bei ältesten Klassikern am geringsten
  • Weitere attraktive Youngtimer reif fürs H-Kennzeichen

Wer einen Klassiker fährt, der pflegt und wartet das historische Automobil meist intensiv. Dafür spricht die aktuelle Oldtimerstatistik der GTÜ Gesellschaft für technische Überwachung mbH. Sie betrachtet den Zeitraum Januar bis Dezember 2020. Basis ist die Detailauswertung der gesamten Mängelstatistik der Prüforganisation. Ein besonderer Fokus liegt auf Fahrzeugen, die 30 Jahre und älter sind.

Die GTÜ-Prüfingenieure nahmen im vergangenen Jahr insgesamt 56.098 Hauptuntersuchungen (HU) von 30 bis 60 Jahre alten Kraftfahrzeugen (inklusive Motorräder, Traktoren und weitere Kategorien) mit und ohne H-Kennzeichen ab. Dabei glänzten 54,35 Prozent der Fahrzeuge mit einer Prüfung ganz ohne Mängel. Bei den 30 bis 60 Jahre alten Personenwagen allein waren es im Jahr 2020 sogar 65,39 Prozent. „Das spricht dafür, dass Besitzer von klassischen Automobilen sich der Bedeutung ihres Fahrzeuges als technischem Kulturgut bewusst sind und viel Wert auf seinen guten Zustand legen“, sagt Marco Oehler, Technischer Leiter der GTÜ.

Welche Fahrzeuge aus dem Modelljahr 1991 sind 2020 neu in die Riege der faszinierenden Klassiker mit mindestens 30 Jahren auf dem Blech gestoßen? Welche Typen können nun – Oldtimergutachten
vorausgesetzt – erstmals mit einem H-Kennzeichen zugelassen werden? Die GTÜ nennt beispielsweise den Audi 80 (B4) und das Audi Cabriolet, den BMW 5er Touring (E34), die Mercedes-Benz S-Klasse (W 140) und den Porsche 911 Turbo (964). Auch Honda Civic (5. Generation), Volvo 850, Peugeot 106 und Renault Espace II zählen zu den Newcomern unter den Oldtimern. Bei Hauptuntersuchungen dieser Typen im Jahr 2020 reichte die Quote der mängelfreien Fahrzeuge von 70,59 Prozent (Porsche 911 Turbo) bis 32,79 Prozent (Audi 80). Insgesamt 4.766 HU solcher „neuen Oldtimer“ hat die GTÜ im Jahr 2020 ausgeführt.

„Die Typen, die seit Januar 2020 erstmals mit einem H-Kennzeichen zugelassen werden können, erweitern die Bandbreite der automobilen Klassiker um weitere attraktive, technisch ausgereifte Fahrzeuge“, sagt Alexander Schechinger, Referent GTÜ-Classic. Bei Fragen rund um diese und andere klassische Automobile sind die Besitzer bei der Prüforganisation an der richtigen Stelle: „Wir stärken die Kultur der automobilen Klassik seit 15 Jahren mit umfangreichem Know-how und Service vom Oldtimergutachten bis zum umfangreichen Archiv mit mehr als 38.000 Einzelnachweisen zu Fahrzeugen von rund 4.000 Marken. Mittlerweile stehen bundesweit 150 Partnerbüros für die Expertise von GTÜ-Classic“, betont Schechinger.

Insgesamt haben Oldtimer mit H-Kennzeichen 2020 in den GTÜ-Hauptuntersuchungen tendenziell besser abgeschnitten als 30 bis 60 Jahre alte Fahrzeuge ohne H-Kennzeichen. Bei der ersten Gruppe fielen 57,91 Prozent aller HU mängelfrei aus, 27,16 Prozent der Fahrzeuge hatten geringe und 13,71 Prozent erhebliche oder gefährliche Mängel. Bei den Klassikern ohne H-Kennzeichen waren es im Vergleich 48,91 Prozent Fahrzeuge ohne Mängel, 28,59 Prozent mit geringen Mängeln und 20,73 Prozent mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln.

Gerade bei jüngeren Klassikern zeigt sich der Unterschied deutlich: Von den 30 Jahre alten Personenwagen, die 2020 erstmals eine Oldtimerzulassung bekommen konnten, waren 57,89 Prozent ohne Mängel, bei den gleichaltrigen Fahrzeugen ohne H-Kennzeichen waren es 43,16 Prozent. Ähnlich zeigen sich die Anteile bei den 31 Jahre alten Klassikern (58,2 Prozent mängelfreie Automobile mit H-Kennzeichen und 43,16 Prozent mit herkömmlicher Zulassung). Die höchste Quote der Fahrzeuge ganz ohne Mängel gab es bei den 58 Jahre alten Automobilen (69,05 Prozent) und den 59 Jahre alten Fahrzeugen (68,22 Prozent).

Bei den Mängelquoten lag unter den „Top 15“ der zulassungsstärksten Oldtimer der Mercedes-Benz SL „Pagode“ (W 113) mit durchschnittlich 0,69 Mängeln je Hauptuntersuchung an der Spitze, gefolgt von Porsche 911/912 (0,83) und Volkswagen Käfer (1,05). Zum Vergleich: Die Zahl der Hauptuntersuchung bei den beliebtesten Klassikerbaureihen in Deutschland (nach dem Rang der zugelassenen Fahrzeuge) belief sich 2020 beim Volkswagen Käfer auf 3.623, bei der Mercedes-Benz Baureihe 123 auf 2.162 und bei Porsche 911/912 auf 1.548.

Diese Klassiker können locker mit den Mängelquoten erheblich jüngerer Fahrzeuge mithalten: Die Mängelquote aller 3.388.976 Hauptuntersuchungen von Personenwagen der GTÜ im Jahr 2020 lag bei einem Durchschnitt von 0,86. Die höchsten Mängelquoten mit mehr als 2,0 wiesen 22 bis 24 Jahre alte Fahrzeuge auf. „Die Oldtimer-Mängelstatistik von 2020 bestätigt damit wieder, dass die Mängelzahl bis zu einem Fahrzeugalter von 20 bis 25 Jahren durchschnittlich steigt, um dann wieder deutlich zu sinken“, fasst Marco Oehler zusammen.

Bei der Verteilung der erheblichen Mängel standen 2020 die jüngsten Oldtimer mit 26,48 Prozent (30 Jahre) an der Spitze der Statistik, während die 59 Jahre alten Klassiker am seltensten einen erheblichen Mangel aufwiesen (6,88 Prozent). Auch hier bestätigt der Blick auf die 1,5-Jahres-Frist den Trend mit 27,05 Prozent erheblichen Mängeln bei den 30 Jahre alten Klassikern und 7,12 Prozent bei den 57 Jahre alten Oldtimern.

Die Geschichte von GTÜ-Classic hat vor 15 Jahren mit Marktwertanalysen für klassische Fahrzeuge begonnen. Seither hat die Prüforganisation dieses Geschäftsfeld kontinuierlich ausgebaut. Seinen heutigen Namen trägt der Unternehmensbereich seit 2014. GTÜ-Classic ist regelmäßig auf großen Klassik-Fachmessen sowie bei Oldtimer-Events präsent. Mehr dazu auf der Website www.gtue-classic.de.

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